50 Jahre Baumhofzentrum
Entstehung der Gemeinde Querenburg
Im Juni 1961 beschloss der Landtag von NRW den Bau einer Universität in Bochum, die heutige Ruhruniversität. Damit begann eine dramatische Neuentwicklung im Bochumer Süden. Neben dem Bau der Universität wurden neue Wohnviertel für künftige Beschäftigte der Universität und Studenten errichtet, die Infrastruktur den neuen Anforderungen angepasst und mit dem Unicenter ein Wohn- und Geschäftszentrum gebaut.
Die Evangelische Landeskirche von Westfalen begann frühzeitig mit den Überlegungen zur Errichtung einer „Universitätsgemeinde“ im Umfeld der neuen Universität. Sie installierte ein „Evangelisches Büro Bochum“, geleitet von einem „Sonderbeauftragten für kirchliche Bauten im Universitätsbereich“. Es wurden Pläne für neue Gemeindezentren entwickelt, Gemeindegrenzen durch Umpfarrung von Teilen der Petri Gemeinde verändert und die alte Apostelkirche auf dem Aspei abgerissen. Letztendlich entstand die neue, große Kirchengemeinde Querenburg mit den Bezirken Hustadt, Apostel Kirche/Kirchenforum, Thomaszentrum und Baumhofzentrum.
Die Errichtung des Baumhofzentrums
Entsprechend dem damaligen Zeitgeist, schlichte Versammlungsstätten statt prunkvoller Sakralbauten zu errichten, plante der Architekt Kurt Peter Krämer in der Baumhofstraße einen schlichtes, der Umgebung angepasstes Gebäude als Gemeinde-zentrum. Kern des Gebäudes ist der große Gemeinschaftsraum mit Kapelle, die durch eine Faltwand abtrennbar ist. Das Foyer dient als Begegnungsraum. Die Kosten für das Gebäude betrugen 450.000 DM. Im Jahr 1987 wurde das Gebäude durch einen Anbau erweitert, in dem der Gemeindesaal untergebracht ist. Nach nur einjähriger Bauzeit wurde das Baumhofzentrum am 18. Juni 1972 mit einem Festgottesdienst feierlich eröffnet und der Gemeinde übergeben. Die Festansprache hielt der Präses der Evangelischen Landeskirche D. Thimme.
Die Pfarrer der Gemeinde
Pfarrer Friedrich Kratzer
Erster Pfarrer im Bezirk Baumhofzentrum war Friedrich Kratzer, der vor der Umpfarrung eine Pfarrstelle in der Petri Gemeinde innehatte. Er blieb Pfarrer im Baumhofzentrum bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 31.07.1991.
Mit Eröffnung des Baumhofzentrums begann ein reges Gemeindeleben. „Jeder Tag meines Terminkalenders ist bereits ausgebucht“ hat Pfarrer Kratzer dem Reporter der WAZ gesagt. „Das Haus wird benutzt, sei es von Kindern, alten Leuten, Müttern oder diskussionsfreudigen Gemeindemitgliedern“.
Neben den Gottesdiensten trafen sich Gemeindemitglieder und Besucher in verschiedenen Kreisen. Der von Frau Jutta Matthäus über 38 Jahre geleitete Seniorenkreis traf sich anfangs jede Woche, später alle 2 Wochen. Der Frauenkreis und Mütterkreis unter Leitung von Frau Kratzer kam alle 14 Tage zusammen. Kinder trafen sich einmal wöchentlich im Kinderkreis, den Frau Jegers ehrenamtlich betreute. In den 1980 Jahren diskutierten „Junge Ehepaare“ aktuelle Probleme unter Leitung von Pfarrer Kratzer. Der Männerkreis des Petribezirkes, der Frauenabendkreis und der Posaunenchor fanden nach der Schließung des Paul-Gerard-Hauses schnell im Baumhofzentrum Heimat. Ein Höhepunkt im Jahr war das Erntedankfest in Verbindung mit dem Gemeindefest. Besonders beliebt war dabei das Kuchenbuffet mit selbst gebackenen Kuchen von Gemeindegliedern.
Pfarrerin Dr. Ellen Strathmann von Soosten
Frau Dr. Ellen Strathmann-von Soosten wurde am 08. Dezember 1991 in einem feierlichen Gottesdienst von Superintendent Winkelmann als neue Pfarrerin für den Bezirk Baumhofzentrum eingeführt.
Mit Beginn ihres Dienstes hat sich Frau Strathmann von Soosten schnell in die Gemeinde eingebunden. Sie motivierte Gemeindemitglieder zur aktiven Mitarbeit in den verschiedenen Gruppen und im Bezirksausschuss. Sie brachte neue Ideen ein. Gottesdienste und Veranstaltungen waren gut besucht.
Neben den Gottesdiensten im Baumhofzentrum hielt Frau Strathmann- von Soosten Gottesdienste in der Seniorenwohnanlage Glücksburgerstraße, im Mathias-Claudiusheim und im katholischen Johannisstift. An der Grundschule Markstraße hielt Frau Strathmann von Soosten regelmäßige Schulgottesdienste. Wegen des Ausfalles einer Religionslehrerin gab sie zeitweilig Religionsunterricht an der Schule.
Im Sommer 1997 feierte das Baumhofzentrum sein 25jähriges Bestehen mit einem umfangreichen Festprogramm. Beginnend mit einer Silbernen Konfirmation am 27. April folgte das Kirchweihfest am 15. Juni mit Altpräses Dr. Thimme und endet mit einen großen Gemeindefest am 21. September. Etwas Besonderes waren in dieser Zeit waren die Gottesdienste mit hochrangigen Predigern. Einzelne Gruppen, z.B. die Frauenhilfe, der Seniorenkreis oder der Chor führten zusätzlich eigene Feiern durch.
Rückkehr zur Petri Gemeinde
Im Jahresbericht 2001 der Gemeinde Querenburg wird aufgeführt: „Die vier Pfarrbezirke haben sich über drei Jahrzehnte eigenständig entwickelt. Dies macht es für die Gemeinde schwer, neue Konzepte der Zusammenarbeit zu entwickeln.
Zwischen dem Baumhofzentrum und der benachbarten Petri-Gemeinde ergab sich im Laufe der Jahre eine immer engere Zusammenarbeit. Es begann mit der Übernahme des Städtischen Jugendheimes an der Markstraße durch die Gemeinden Petri und Querenburg. Im Dezember 2000 wurde ein Kindergarten der Petri-Gemeinde im neu errichteten Anbau am Baumhofzentrum untergebracht. Gottesdienste im Baumhofzentrum und Petri wurden terminlich abgestimmt. Pfarrer und Pfarrerinnen predigten wechselweise in beiden Gottesdienststätten.
Dies führte letztlich dazu, dass der Bezirk Baumhofzentrum am 01.01.2006 von der Gemeinde Querenburg in die Gemeinde Petri umgepfarrt wurde. Das Baumhofzentrum kehrte wieder zurück zu seiner Ursprungsgemeinde Petri.
Der Bezirk Baumhofzentrum und Petri Gemeinde fanden in der Folge schnell zusammen. Pfarrerin und Pfarrer und der Bevollmächtigten- Ausschuss arbeiteten daran, dass der Zusammenschluss ein Erfolg wurde.
Pfarrer Eckhardt Loer
Nach dem Ausscheiden von Herrn Pfarrer Dr. Peter Noss als Pfarrer der Petrigemeinde übernahm Pfarrer Eckhardt Loer die 1. Pfarrstelle in Petri mit halber Stelle. Die Amtseinführung erfolgte am 08.05.2011. Die andere halbe Stelle verblieb in Weitmar-Mark, wo Herr Loer viele Jahre in ganzer Stelle gearbeitet hatte. Von daher war er dem Presbyterium der Petrigemeinde bekannt, und wurde von diesem einstimmig auf die neue Stelle gewählt und willkommen geheißen. Direkt nach seiner Einführung übernahm er den Vorsitz im sogenannten „Bevollmächtigtenausschuss“, der die die Vereinigung der Petri-Gemeinde und der Melanchthon-Kirchengemeinde vorbereitete und durchführte. Durch die am 1. Juli 2011 erfolgte Vereinigung der Melanchthon Kirchengemeinde und Petri Kirchengemeinde zu Kirchengemeinde Bochum Wiemelhausen ergab sich eine neue Aufteilung der Seelsorgebezirke der Gemeinde. Für den Bezirk Baumhofzentrum war nunmehr Frau Dr. Strathmann- von Soosten zuständig, für den “Altbezirk“ Petri Pfarrer Loer. Die Gottesdienste in der Petrikirche, in der Melanchthonkirche und im Baumhofzentrum übernahmen die beiden zusammen mit Pfarrer Röttger, der bis dahin Pfarrer der Melanchthonkirchengemeinde war. Nachdem Frau Dr. Strathmann – von Soosten 2020 in den Ruhesstand ging, ist Herr Loer, nun mit ganzer Stelle, der Ansprechpartner für alle „Amtshandlungen“ im Baumhofbezirk und einem Teil des Petribezirkes. Auch die Gottesdienste im Matthias-Claudius-Haus, im KiWi-Nest und an den Grundschulen (nun ökumenisch) sowie die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden werden von ihm fortgesetzt.
Der Kindergarten „Kiwi-Nest“
Schon während der Errichtung des Baumhofzentrums wurden Planungen für die Erstellung eines Kindergartens auf dem Grundstück vor dem Gemeindehaus gemacht. Realisiert wurden diese Planungen aber nicht. Erst 1999 wurde mit dem Bau des heutigen Kindergartens begonnen.
Der zur Petri Gemeinde gehörende Kindergarten am Selbsthilfeweg musste wegen des Neubaus des Mathias Claudius-Heimes geschlossen werden. Die Gemeinden Petri und Querenburg einigten sich 1998, als Ersatz einen neuen Kindergarten zu errichten. Nach Prüfung mehrerer Varianten entschied man sich für einen 2-geschossigen Anbau an das bestehende Gemeindezentrum. Die Bauplanung und Baudurchführung lag in Händen der Bauabteilung des Kirchenkreises Bochum.
Leider konnte wegen Verzögerungen beim Ausschreibungsverfahren der geplante Fertigstellungstermin nicht eingehalten werden. So mussten die Kinder des Kindergarten Selbsthilfeweg ab Mai 2000 provisorisch in den Räumen des Baumhofzentrums untergebracht werden. Am 2. Dezember 2000 war es soweit: Der Kindergarten wurde mit einer Andacht eröffnet und 50 Kinder zogen in ihren neuen Kindergarten ein. Ein anschließendes Gemeindefest war der krönende Abschluss.
Der neue Kindergarten tat der Gemeinde gut. Er brachte nicht nur Kinder, sondern auch junge Eltern ins Baumhofzentrum. Im Jahresbericht 2002 der KG Querenburg heißt es: Der Kindergarten erweist sich für die Gemeindeentwicklung als unverzichtbar und Glücksfall. Kindergartenteam, Pfarrerin und Gemeinde arbeiten einvernehmlich und gedeihlich zusammen.“
Kirchenmusik
Die Kirchenmusik im Baumhofzentrum war geprägt durch Kantorin Frau Brigitte Dross. Sie war von Beginn in 1972 bis zu ihrem Ausscheiden in 1991 als Organistin und Chorleiterin tätig. Durch ihre Tatkraft, Persönlichkeit und Begeisterung wuchs der Chor im Baumhofzentrum auf über 30 Mitglieder an und erreichte eine hohe musikalische Qualität. Die Bandbreite der Chormusik umfasste das gesamte Spektrum der Kirchenmusik, von der Reformation bis zur Neuzeit. Höhepunkte für den Chor war das Singen im Gottesdienst, besonders an den hohen Festtagen und einzelne Choraufführungen, die von Instrumentalisten begleitet wurden.
Bei den Chormitgliedern in bester Erinnerung sind die vom Ehepaar Dross organisierten Chorfreizeiten, an denen auch Familienmitglieder teilnehmen konnten. Es wurde gespielt, gesungen und geprobt.
Mit dem Ausscheiden von Frau Dross begann eine schwierige Zeit für die Kirchenmusik. Es gelang nicht die Stelle eines Organisten und Chorleiters auf Dauer zu besetzen. Nebenamtliche Organisten und Chorleiter waren schwer zu finden und häufig nur kurzfristig tätig. Aushilfen mussten einspringen, um zumindest das sonntägliche Orgelspiel zu ermöglichen.
Länger leiteten Frau Heike Schröder, Kantorin der Paul-Gerhard Gemeinde in Hattingen-Welper und nach ihren Ausscheiden Frau Amrei Dross, die Tochter der ersten Chorleiterin den Chor. Mit ihnen erlebte der Chor wieder eine musikalisch fruchtbare Zeit.
Ab Ende 1999 bis Herbst 2003 war der Kirchenmusiker der Petri-Gemeinde, Rüdiger Löwer, zusätzlich im Baumhofzentrum als Organist und Chorleiter tätig. Nach seinem Ausscheiden begann wieder ein Jahr ohne Kirchenmusiker. Aushilfskräfte spielten die Orgel, der Chor wurde ehrenamtlich von Chormitgliedern Dr. Röhling und Frau Büttner geleitet.
Seit 2005 ist Herr Michael Wilhelm als Kirchenmusiker in der Gemeinde tätig. Er ist Organist und Chorleiter für die Petri Kirche und Baumhofzentrum. Unter seiner Leitung hat die Kirchenmusik wieder ein hohes Niveau erreicht. Ein besonderes Anliegen war Herrn Wilhelm ein zusätzliches Musikangebot anzubieten. Konzerte mit jungen Musikern im Baumhofzentrum und großen Chören in der Petri Kirche fanden eine erfreuliche Resonanz bei den Zuhörern.
Bereits unter Frau Dross gab es im Baumhofzentrum einen Kinderchor im Baumhofzentrum. Dieser wurde erfolgreich fortgeführt von Frau Dietlinde Ihde-Niklaus. Die Auftritte des Kinderchores in Familiengottesdiensten und zur Christvesper hatten Tradition. Tradition hat auch das jährliche Kurrende Blasen des Posaunenchores Petri am 1. Adventsonntag.
Wie geht es weiter
Wie es im Baumhofzentrum weiter geht, ist eine offene Frage. Derzeit sind die Melanchthon Kirche und das Baumzentrum Predigtstätten für die Gemeinde Wiemelhausen. Die Petri Kirche ist wegen baulicher Mängel gesperrt. Zur Klärung der Frage, welche Kirche auf Dauer erhalten oder geschlossen wird, wird vom Presbyterium derzeit an einer Gemeindekonzeption gearbeitet. Es bleibt nur zu wünschen, dass eine gute Lösung gefunden wird.
Bernhard Sieder