Ein persönlicher Rückblick auf den Deutschen Evangelischen Kirchentag

Aus dem Presbyterium

20.08.2019

Was für ein Vertrauen

Fast bis zur letzten Minute vor seinem Beginn von den allseits bekannten privat-familiären und beruflichen  Erfordernissen geplagt, stürzten wir – das Ehepaar Rebecca und Joachim Penzel – uns erstmalig (Rebecca) und zweitmalig nach 1993 in München (!) (Joachim) in das Abenteuer ‚Kirchentag‘ – wenn er schon in der Nachbarstadt veranstaltet würde allemal! Blitzlichtartig sollen im Folgenden einige unserer – natürlich rein subjektiven – Erfahrungen, die uns in unserem Christsein bereichert haben, in Erinnerung gerufen werden.

Schon am Bochumer Hauptbahnhof traf sich am Mittwochnachmittag eine bunte und muntere Meute fröhlicher und erwartungsvoller Christen-
menschen und bestieg zufällig zeitgleich mit unserem Superintendenten und seiner Familie den Zug Richtung Eröffnungsgottesdienste an verschiedenen Orten der Dortmunder Innenstadt. Zusammen mit Presbyter Florian Barth nahm ich (Joachim) an dem am Ostentor teil, in dem bei Sonnenschein unsere Präses Frau Kurschus die Predigt hielt und unsere ehemalige Vikarin Frau Höhner ebenfalls mitwirkte. Die schwache, aber dennoch in mir wach gebliebene Münchner Erinnerung an eine derartige Großveranstaltung erhielt neues Leben: wie wohltuend ist es, wenn Tausende zusammen singen und das Vaterunser beten, um unseren Gott zu loben und ihm zu danken!

All die verschiedenen Eindrücke des Donnerstags in Dortmund wurden für uns eindrücklich eingerahmt von Begegnungen mit der orientalischen Christenheit: einerseits durch eine morgendliche Bibelarbeit zum Buch Hiob in der St. Nicolaikirche im Kreuzviertel, die der Ev.-Lutherische Bischof Azar von Jordanien und dem Heiligen Land, hielt, nicht ohne vom christlichen Leben und Beten vor Ort zu berichten; andererseits durch eine Vesper des Ökumenischen Templerordens in der innerstädtischen St. Marienkirche, in der der Generalbischof Damian der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland nicht nur predigte, sondern auch Teile der uralten koptischen Liturgie vortrug. 

Als tägliche Leser der Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine freuten wir uns sehr auf deren Gottesdienst, der am Freitag als Liebesmahl (süßes Brötchen und Getränk für jeden) in der Martin-Kirche in Dortmund-West gefeiert wurde. Auch hier gab es motivierende Einblicke in die weltweite Ökumene mit Beiträgen aus Malawi (in unserer Gemeinde nicht unbekannt) und Alaska. 

Ferner besuchten wir eine Vesper in der schönen Griechischen Kirche Heilige Apostel. Darin wurde sehr ausdrucksstark die Liturgie teils auf Deutsch, teils auf (Alt)griechisch gesungen – wobei letzteres dem Griechischlehrer in mir (Joachim) natürlich besondere Wonnen bereitete: … der vermeintlich ‚toten‘ Sprache zu lauschen, in der aber ja die Schriften unseres Neues Testament verfasst wurden und in der genauso lang die Heilige Dreifaltigkeit gelobt wurde und wird. Danach wurden wir sogar noch von unseren herzlichen Gastgebern mit griechischen Leckerbissen verwöhnt. So gut schmeckt Kirchentag!

Am Sonnabend, dem letzten vollen Tag mit Programm, geschah uns das, wovon fast alle uns bekannten ‚Kirchentagswiederholungstäter‘ ‚schwärmen‘: die eingeplante Veranstaltung ist überfüllt, man verpasst die U-Bahn o.ä. – und darum ‚lässt‘ man ‚sich treiben‘ …

So trieb uns vielleicht der Heilige Geist einerseits zum Union Gewerbehof, der verschiedene ökologisch und sozial wirtschaftende Firmen und Initiativen auf einem ehemaligen Betriebsgelände beherbergt und auch jenseits des Kirchentags einen Besuch lohnt, im Unionviertel, wo es bei einer Podiumsveranstaltung um den Wandel ging, den auch wir alle als Glieder des Leibes Christi in der Kirchengemeinde Bochum-Wiemelhausen durchleben (werden): „quo vadis?“ in Bezug auf Gebäude und spirituelle Ausrichtung in der nahen Zukunft. 

Andererseits trieb er uns abschließend in die katholische Heilig-Kreuz-Kirche im Kreuzviertel. Dort hatte der ganze Tag unter dem Titel  Umkehr, Umbruch, Utopie gestanden. Die Veranstaltung traf in ihrer Form zwar nicht unseren Geschmack, dafür war aber ihr Inhalt quasi eine kraftvolle Antithese zum in der Letztgenannten Gehörten und Erlebten. 

Die Hauptredner waren der Soziologe Hartmut Rosa und die Ordensschwester Teresa Forcades i Vila aus Spanien.

Wie es an allen Tagen schön und erhebend war, mit dem grünen Kirchentagsschal gewandet, mit allen möglichen Menschen ins Gespräch zu kommen, zu singen und zu beten, so auch beim sonntäglichen Abschlussgottesdienst nicht im Westfalenstadion, sondern im Westfalenpark, wohin wir mit Ehepaar Großmann reisten, Herrn Barth trafen und gemeinsam den Gottesdienst bei herrlichem Sonnenschein erlebten und feierten: Gott, „es ist gut, dass Du da bist, es ist gut“ … „ich kann auf Dich vertrauen“.

Ehepaar Großmann, Joachim Penzel, Florian Barth; Foto: Rebecca Penzel

Rebecca und Joachim Penzel