Konfirmadenunterricht digital
Seit Mitte November führe ich nun den Konfirmandenunterricht der Gruppe an der Melanchthonkirche digital durch. Dazu habe ich die Gruppe in vier Kleingruppen von jeweils 4-7 Jugendlichen aufgeteilt. So treffen wir uns jeden Dienstag in vier Gruppen je für ungefähr eine Stunde. Den Stoff bereite ich jeweils in einer PowerPoint-Präsentation auf. So sprechen wir über Texte und Bilder und diskutieren miteinander.
Die Erfahrungen sind unterschiedlich. Zum einen werden die Gespräche intensiver, wenn wir einander direkt vor Augen haben. Manche der Jugendlichen können sich allerdings nicht per Bild zeigen, sei es, dass die Internetverbindung instabil ist, sei es, dass sie schlechte Erfahrungen damit gemacht haben, ihr Bild auf dem Bildschirm zu präsentieren. Ein großer Vorteil ist, dass alle die Bilder und Texte, mit denen ich arbeiten möchte, gleichermaßen vor Augen haben. Das bedeutet, dass wir uns zum Beispiel über ein Bild viel besser als im Unterrichtsraum austauschen können.
Andererseits hängt es natürlich vom Endgerät ab, in welcher Qualität und Größe ein Bild oder Text zu sehen ist. Es ist ein Unterschied, ob das Bild auf einem winzigen Smartphone oder auf einem großen Computerbildschirm zu sehen ist. In einem Online-Meeting sitzt die Gruppe nicht im Kreis, sondern ist zweidimensional auf dem Bildschirm verteilt und je nach Größe der Gruppe, sind noch nicht einmal alle gleichzeitig zu sehen. Auch kann es geschehen, dass sich plötzlich Leute anmelden, die gar nicht zur Gruppe gehören. Da ist es wichtig, dass ein „Warteraum“ zur Verfügung steht, um unerbetene Gäste, die den Unterricht stören wollen, abzuwehren.
Man sieht: Wir versuchen das Beste aus der Situation zu machen mit dem Ziel, dass es doch irgendwie gut ist. Ich bin froh, dass Unterricht trotzdem möglich ist und ich muss der Gruppe und jeder und jedem Einzelnen ein großes Kompliment machen. Ich habe in all den Jahren nie so intensiv unterrichten können. Es macht mir viel Freude und wir haben wirklich etwas geschafft. Wie haben über den Aufbau der Bibel, über Mose und den brennenden Dornbusch, über Gottesbilder und zum Schluss über Jesus gesprochen. Da half dann auch eine App, die sich die Jugendlichen auf das Smartphone laden konnten. „Finding J“ führt spielerisch-interaktiv in die Lebensgeschichte Jesu ein.
Konfirmation – Befestigung im Glauben – bedeutet für mich schon immer, die Grundlagen des eigenen Glaubens in der Begegnung mit anderen Religionen zu reflektieren, in unserem Zusammenhang insbesondere mit Judentum und Islam. Aus diesem Grunde haben wir in früheren Jahren eine Moschee und die Synagoge besucht. Das unmittelbare Raumerlebnis ist durch nichts zu ersetzen. Trotzdem eröffnet das digitale Arbeiten durch Bilder und sogar Filme, die im Internet zur Verfügung stehen, andere Möglichkeiten. Dieses Mal hatten wir allerdings das Glück, zur Vertiefung einen kleinen digitalen Projekttag zum Thema Islam zu gestalten, den ich zusammen mit einer ehemaligen Schülerin geleitet habe, die aus Syrien stammt und Muslima ist. Trotzdem: nach 11x PowerPoint reicht es… Ich bin total froh, dass nun Mareike Hauer, unsere neue Jugendmitarbeiterin mit dabei ist. Von ihr möchte ich weitere kreative Möglichkeiten lernen, digital zu unterrichten. Miteinander planen wird nun einen unsere beiden Konfi-gruppen verbindenden gemeinsamen Vorstellungsgottesdienst im Fingerhutkirchenformat.
Das Digitale wird wohl auch in Zukunft eine erweiternde Möglichkeit des Unterrichtens sein.
Ich hoffe, dass wir im Mai in kleinen Gruppen unsere Konfirmationen gemeinsam in unserer Kirche durchführen können.
Und… dass auch die letzte der Konfirmationen des vergangenen Jahres gefeiert werden kann, die leider im November nicht mehr möglich war.
Martin Röttger