Eine syrisch-orthodoxe Gemeinde in der Südosttürkei nach dem Erdbeben

Anfang Februar erschütterte die Türkei ein großes Erdbeben. Zehntausende von Menschen starben, verloren ihre Wohnungen und ihr ganzes Hab und Gut innerhalb kürzester Zeit. Mitten in dieser Katastrophe hat es auch besonders eine syrisch-orthodoxe Gemeinde schwer getroffen. In der südosttürkischen Stadt Adiyaman ist eine syrisch-orthodoxe Kirchgemeinde zuhause.
Schätzungsweise sind siebzig Prozent der Stadt Adiyaman zerstört bzw. unbewohnbar. In Containerstädten und Zelten haben Menschen vorübergehend Unterschlupf gefunden. In und um die Stadt herum gehören etwa 150 Familien zur syrisch-orthodoxen Gemeinde. Auf meiner Reise in die Südosttürkei zu einer Konferenz Ende April hatte ich die Möglichkeit, Mor Gregorius Malke Ürek, den Bischof der syrisch orthodoxen Erzdiözese in Adiyaman zu treffen. Bei dieser Gelegenheit konnten dem Bischof Spenden überreicht werden, unter anderem auch aus der Ev. Kirchengemeinde Bochum-Wiemelhausen. Im Gespräch berichtete der Bischof, dass er vor einigen Jahren in Regensburg und Bocholt Deutsch gelernt hat. Aber die Liebe zur Heimat hat ihn zurück in die Türkei gezogen.
Erschütternd war das Bild, was sich vor Ort abzeichnete. Die syrisch-orthodoxe Mor Petrus und Paulus Kirche wurde stark beschädigt. Das Erdbeben hat die Kirche hart getroffen. Wände weisen Risse auf, aus den Mauern sind Steine ausgebrochen. Überall sind Holzbretter, verlegt die die Kirchenstruktur schützen sollen. Bemerkenswert ist, dass der alte und kunstvolle Altar vom Erdbeben verschont geblieben ist. Bischof Gregorius berichtete, dass der Wiederaufbau der Kirche sich verzögert. Es gibt Bestrebungen des türkischen Staates, das Gebäude zu renovieren oder die Möglichkeit, dass die Gemeinde selbst die Renovierung durchführt. Aber diese Entscheidung steht bisher noch aus.
Bis dahin feiert die Gemeinde Gottesdienste im Gemeindesaal. Neben Stühlen und Esstischen findet die Liturgie gezwungenermaßen im Gemeindesaal statt. Zum Abschluss des Besuchs zeigte der Bischof den Friedhof der Gemeinde, der sich hinter hohen Zäunen verbarg. Mehrmals wurde der Friedhof in der Vergangenheit von Vandalen heimgesucht und Gräber zerstört. Aber heute ist der Friedhof in einem guten Zustand und verfügt über sehr gepflegte Grünanlagen.
Jan Gehm