Kirche in Coronazeiten – Heute. Eine Momentaufnahme

Digitales

30.04.2020

Ich bin dankbar für die leisen, vorsichtigen Töne, mit denen die Kirche in diesen Tagen in der Öffentlichkeit auftritt. Auch Ostern, auch Himmelfahrt, selbst das Sausen und Brausen des Heiligen Geistes am Pfingsttag ist wie ein leiser Hauch. 

Das haben wir gelernt. Als Kirche. Nicht erst in diesen Tagen. Das war ein langer Weg. Begleitet vom Getöse derer, die meinten, vollmundig über Gott reden zu können, die meinten, genau zu wissen, was Gott denkt und fühlt und sagt, die meinten zu wissen, wie man mit Gott redet und ihm alles in die Schuhe schiebt, was eigentlich unsere Aufgabe ist, die Sache, wie wir mit diesem Planeten umgehen zum Beispiel. Das ist unsere Sache. 

Auch unser Leben. Ist unsere Sache.  

Wenn jemand sagt, er weiß, was Gott will. Ich habe das nie gemocht. Ich bin dann immer verstummt. Wusste nicht, was ich sagen sollte, was ich entgegnen sollte. 

Mir liegt das Suchen näher. Und vielleicht sucht Gott mich ja auch.  

Gebet, das könnte heißen, zu lernen, Gott Raum zu geben. Im Leben. In der Welt. Es bedeutet erst einmal stille zu sein. Nicht immer als erster reden zu wollen. Dem Raum geben, was sich entwickeln, vielleicht sogar dem, was wachsen will. Hin hören. Lauschen, wie das Gras wächst. Nicht zupfen und reißen wie der unkluge Bauer. Der ging zu seinem Feld und zog an den kleinen Reispflanzen, solange bis er sie alle ausgerissen hatte. 

Wir müssen nichts lernen in der Krise. Es gibt nichts zu lernen. Die Dinge sind wie sie sind und am Ende kommt es anders, als man denkt. 

Kirche erlebe ich in ihrer Ratlosigkeit auf dem Weg zur Realität und in diesem Sinne ist sie auch auf dem Weg zu den Menschen in ihrer Ratlosigkeit. Es ist nicht die Stunde derer, die immer schon Bescheid wissen. 

Jesus hat, wenn ich es richtig verstehe, einen Gott gelebt, der auf dem Weg zu den Menschen ist. Das bedeutet für mich, dass das Wort Fleisch geworden ist, und das ist noch nicht zu Ende. Noch lange nicht. Es ist spürbar in allem oder gar nicht. Er ist noch immer auf dem Weg und was wir gerade erleben und was immer wir dabei erfahren, ist ein Teil davon. Ein Stück dieses Weges. Es liegt nicht über diesem Weg, auch nicht drunter, sondern es ist dieser Weg. Es ist so,  wie es ist.  In all der Schönheit um uns herum und mit all dem Schrecken, den wir erleben. Wir sind nicht umfangen, nicht umfasst, nicht geborgen, sondern wir sind, wie wir sind. 

Wir sind auf dem Weg. 

Martin Röttger