Malawi-Reisebericht

Im folgenden Bericht aus unserer Zeit in Malawi, werde ich vom malawischen Schulsystem und speziell von der Ebenezer-Grundschule berichten, wo wir ein zweiwöchiges Praktikum absolviert haben. Außerdem werde ich über Malawi im allgemeinen und dessen naturräumlichen Bedingungen erzählen.
Malawi ist ein kleines Land Südostafrikas mit ca. 17 Millionen Einwohnern. Die Hauptstadt ist Lilongwe, die im Zentrum des Landes liegt. Der Malawi-See ist der zweitgrößte See Afrikas und bietet nicht nur mit Fisch Nahrung für die Menschen, sondern ist auch ein relativ großes Touristenziel, was die Ökonomie der Menschen um den See ein wenig aufbessern kann. Die Menschen am See profitieren stark von dem Tourismus, da sie so Bootstouren, Souveniers usw. anbieten können. Dies ist in Bereichen wie in Nkhoma, wo unsere Organisation ´Alinafe communities of hope´ die Menschen unterstützt nicht so einfach, da es in diesem Bereich keine besondere Touristenattraktion gibt. Malawis Wirtschaft ist eine der schwächsten der Welt und liegt mit einem BIP (Bruttoinlandsprodukt) von 350 $/Jahr pro Einwohner auf Platz 190 weltweit. Deutschlands BIP liegt vergleichsweise bei ca. 47.000 S/Jahr pro Einwohner. Die Währung Malawis, der Kwacha, ist verglichen zu anderen Währungen sehr schwach: 1 Euro = 820 Kwacha.

Gründe für diese Armut gibt es viele, mangelnde Rohstoffe, eine von Korruption zerfressende Regierung und die Subsistenzwirtschaft sind nur einige davon, die es Malawi schwer machen, sich zu entwickeln. Die politische Situation zu dem Zeitpunkt, wo wir uns in Malawi befanden, war zudem auch nicht ganz einfach, da der amtierende Präsident Peter Mutharika und seine Partei (DPP) sich gegen die Anschuldigungen der Korruption und des Fälschen des Wahlergebnisses vor Gericht behaupten mussten. In dieser Zeit, von der Wahl bis zum `Judgement Day´ gab es in Malawi viele Unruhen, Proteste und auch gewalttätige Vorfälle, die die Situation im Lande ziemlich instabil machte. Doch nach der Entscheidung am 02.02.20 war die Erleichterung groß, als das Gericht gegen die DPP und den Präsidenten entschied.

Der Ort Nkhoma, wo wir unsere Zeit verbrachten, liegt am Fuße des Nkhoma Mountains. Die Lage bietet einen größeren Schutz vor Mücken und dadurch auch vor Malaria, da diese nicht in so hohen Gebieten leben können. Da Nkhoma relativ hoch liegt, bieten sich an vielen Stellen, sogar schon, wenn man den Berg nur ein wenig hoch steigt, atemberaubende Blicke auf das sehr weitläufige und wunderschöne Land Malawis. In der Regenzeit erstreckt sich der Blick auf eine riesige grüne Fläche, die von Maisfeldern und kleinen Wäldern übersät ist. Weit und breit keine riesigen hässlichen Betonbauten, sondern nur kleine, einigermaßen im Einklang mit der Natur lebende Menschen, die in kleinen Dörfern auf dem Land leben. Das Reisen durch dieses Gebiet ist allerdings nicht so einfach, da betonierte Straßen in diesem Gebiet sowie in vielen anderen Bereichen Malawis, nicht vorhanden sind. Die ´Straßen´ sind von Schlaglöchern und durch den Regen, gerade in der Regenzeit, sehr schwer befahrbar. Als wir zum Beispiel einmal eine kleine Motorradtour machten, wurden wir von einem Regenschauer überrascht und mussten 2 Stunden im strömenden Regen nach Hause fahren, um dann zuhause nur eine kalte Dusche nehmen zu können, da der Strom, wie jeden Tag, gerade für 4-5 Stunden aus war (Malawis Stromversorgung besteht nur aus Generatoren und Stromgewinnung aus Flüssen, was die Stromversorgung des ganzen Landes sehr schwer macht und so Geld und Strom gespart wird).
Die klimatischen Bedingungen Malawis können für Europäer als ideal empfunden werden, was den Malawians jedoch auch häufig zum Verhängnis werden kann. Das subtropische Klima, das auch so wie hier ungefähr in 4 Jahreszeiten eingeteilt werden kann, wo die vergleichsweise kühle Saison von Mai bis August liegt und die heiße bzw. trockene Phase von August bis November. Die Regenzeit ist ungefähr in dem Zeitraum von November bis April einzuordnen, worauf eine Nachregenzeit im April und Mai folgt. Die Regenzeit ist eigentlich die schönste Jahreszeit, da die ganze Natur schön grün ist und die Menschen ihr Essen anbauen können. Größtenteils wird in Malawi Mais angebaut, der dann getrocknet, zu Maispulver zerrieben und dann zum Nationalgericht Nsima gekocht wird. Zudem werden in Malawi noch Soja, Kürbisse, Erdnüsse, Mangos, Bananen und Tabak im großen Stil angepflanzt, um sich daraus einen kleinen Gewinn zu verschaffen. Malawis Landwirtschaft blüht in der Regenzeit auf, während in der Trockenzeit das Land ziemlich sandig und öde aussieht und man wegen mangelndem Regen kaum etwas anbauen kann. Deshalb versuchen die Bewohner des Landes in der Regenzeit so viel wie möglich anzubauen, damit sie sich und ihre meist sehr großen Familien auch in hungrigen Zeiten unterstützen können.
Die Tierwelt Malawis ist auch sehr interessant, da man viele Tiere sieht, die man hier nicht hat oder nur aus dem Fernsehen kennt. Chamäleons, Eidechsen, Skorpione, Schlangen und viele verschiedene Insekten sind überall zu finden. Die Tierwelt Malawis ist sehr vielfältig und hoch interessant, doch auch hier kommen Probleme auf die Malawians zu, da Hyänen und andere Raubtiere wie 1-2m große Eidechsen, die die Tiere der Menschen fressen (z.B. Hühner, kleine Ziegen). Die Bürger Malawis halten Hühner, Ziegen und manchmal auch Kühe, um sich mit Nahrung zu versorgen oder die Produkte zu verkaufen. Die Dorfbewohner leben mit ihren Tieren in ihren Häusern zusammen. Tagsüber laufen die Hühner oder Ziegen frei herum, doch nachts kommen sie zu den Menschen in die Hütten, um sicher die Nacht zu überstehen. Hunde gibt es in Malawi auch viele, doch sie werden dort meistens nicht als klassische Haustiere gehalten, sondern streunen einfach ohne Besitzer herum.
Kommen wir nun nach den ganzen eher allgemeinen Dingen, auf das Schulsystem Malawis. Durch den Einfluss der britischen Kolonisation, ähnelt das System dem europäischen. Normalerweise würden die Kinder zuerst in den Kindergarten gehen, doch viele Grundschulen verfügen nicht über dieses Angebot, weshalb die meisten Kinder direkt in die Grundschule gehen. Die Grundschule geht von der ersten bis zur achten Klasse. Die Kinder lernen Englisch, Mathe, Chichewa, Sozialkunde, usw. Die Schulen Malawis lassen sich grob in zwei Kategorien einordnen: Zum einen die staatlichen Schulen, und zum anderen die privaten Schulen, die sich stark von den staatlichen Schulen unterscheiden. Den staatlichen Schulen mangelt es an Equipment, Personal und Platz für die Schüler. Auf einer staatlichen Schule sind meist 100-200 Kinder in einem Klassenraum und nur einem Lehrer, während in privaten Schulen, wie der Ebenezer, es meist nur 30-40 Kinder pro Klasse sind. Private Schulen sind wie alle Schulformen kostenpflichtig, sind jedoch teurer als staatliche Schulen. Nach der Grundschule geht es für die Kinder auf die Secondary School, wo es auch staatliche und private Schulen gibt. Nach 4 Jahren auf der Secondary School beenden die Schüler ihre schulische Laufbahn, doch die meisten, die dort abschließen, gehen danach noch auf das College, um ihre Jobchancen zu erhöhen. Das College in Malawi gleicht einem Gymnasium in Deutschland, da man ca. 10-12 Kurse belegt und am Ende in 4 Fächern Examen hat.

Die Zeit, die wir in der Grundschule verbrachten, war eine sehr schöne Zeit, da wir voll ins Lehrerkollegium eingefügt wurden und schnell Kontakte mit den meist nicht viel älteren Lehrern schließen konnten. Da die Schule zu dem Zeitpunkt, als wir da waren, einen kleinen Lehrerengpass hatte, durften wir sogar Klassen alleine übernehmen und unterrichten. Die Schüler lernten in dieser Zeit nicht nur viel von uns, sondern wir lernten auch viel von ihnen, wie Sprache und kulturelle Dinge. Für uns begann der Tag in der Schule um 7 Uhr morgens im Lehrerzimmer, wo erstmal eine kleine biblische Andacht gehalten wird und dann auch Lieder zusammen gesungen werden. Um halb acht fängt der Unterricht dann für alle Stufen erstmal gleich mit Religionslehre an. Wir hatten uns zu Anfang einen Stundenplan in verschiedenen Klassen zusammengestellt, um einen Einblick in jede Altersgruppe zu bekommen. Zu Anfang schauten wir nur in die Klassen rein und schauten ihnen beim Unterricht zu. Als dann zu wenig Lehrer an der Schule waren, fingen wir an auszuhelfen und meistens die Klassen 3-5 zu unterrichten. Die Arbeit mit den Kindern war sehr unterhaltsam und auch lehrreich, da die Kinder einem Dinge anders als Erwachsene vermitteln. Dadurch, dass wir mit Schülern aus Nkhoma und Umgebung arbeiteten, wurden wir auch nach der Schule im Markt von überall mit Teacher Zion und Teacher Oscar angesprochen.
Alles in allem war das Praktikum sehr spaßig und auch lehrreich, da ich durch das Praktikum meinen Berufswunsch als Lehrer noch mal verstärkt habe.
Oscar Tomao