Unsere Frauenhilfe im Baumhofzentrum
Noch nie habe ich so sehr das Ende der Ferien und den Wiederbeginn unserer Gruppenstunden ersehnt wie nach dem vergangenen Sommer.
Aus gesundheitlichen Gründen hatte ich nicht mit meiner Schwester verreisen können. Aber von den Nachbarn und Freunden waren viele unterwegs. Da fehlten mir Gesprächspartner. Wie froh war ich, als Josef Scheele mich zur ersten Frauenhilfsstunde nach den Ferien abholte! Es war eine Freude, im Baumhofzentrum in den schön geschmückten Raum mit dem festlich gedeckten Tisch zu kommen und all die vertrauten Gesichter wiederzusehen.
Frau Wegner und Frau Matthäus hatten ein interessantes Thema vorbereitet.
Es ging um Kinderbücher und Jugendbuchschriftstellerinnen. Wie viel Erinnerungen kamen da hoch! Das erste eigene Buch! Wie stolz waren wir darauf! – Mich hat von den erwähnten Schriftstellerinnen Else Ury, die in den Jahren 1914–1925 die Nesthäkchen-Bücher geschrieben hat, am meisten interessiert. Else Ury hatte bis 1933 eine gute erfolgreiche Zeit. Aber da sie aus einer jüdischen Familie stammte, wurde ihr 1935 Schreibverbot erteilt, – und sie wurde aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. 1943 wurde ihr Vermögen eingezogen – und sie wurde nach Auschwitz deportiert, wo sie am 12.01.1943 ums Leben kam.
Von dem traurigen Ende der Else Ury, deren Geschichten ich als Kind so gern gelesen hatte, wusste ich – und die meisten aus unserer Gruppe – bis dahin nichts. So konnten wir an diesem Nachmittag einen Teil des traurigsten Kapitels deutscher Geschichte aufarbeiten.
Die Frauenhilfe ist also kein Verein, der sich nur zum Kaffeetrinken und Klönen trifft. – Schauen Sie mal rein! Wir treffen uns 14-täglich mittwochs um 15.00 Uhr im Baumhofzentrum.
Inge Schneider